Warum eigentlich…

…Radio? Warum so ein altes Medium? Ist das nicht eh bald tot?

Ich könnte jetzt mit vielen Daten und Fakten aufwarten. Ich könnte behaupten, dass Radio immer noch das meist genutzte Medium ist, dass junge Leute wieder mehr Radio hören. Will ich aber gar nicht, stimmt nämlich auch nicht uneingeschränkt. Radio ist zum Begleitmedium geworden. Die großen Themen werden woanders gesetzt. Aufwendige Features, Reportagen und Dokumentationen sind eine Seltenheit geworden. Kaum jemand mag sich noch um 18:05 Uhr ans Radio setzen, um ein einstündiges Feature zu hören.

Ausgerechnet das Internet bietet dem Radio ganz neue Verbreitungswege und -formen. Als HörerIn muss ich das Radio nicht mehr zu einer bestimmten Uhrzeit einschalten, wenn mich ein Beitrag interessiert. Ich gehe einfach ins Netz, wähle einen Podcast und lade ihn auf meinen MP3-Player. Den kann ich dann hören, wann und wo ich will. Das klingt doch zukunftsträchtig, oder?

Und wer gerade etwas Musik und Nachrichten nebenher hören möchte, bedient sich eben doch der guten alten UKW-Frequenzen.

Das beantwortet natürlich noch nicht die Frage, warum ich ausgerechnet Radio machen möchte.

Radio hat für mich zwei besondere Komponenten:

Radio ist spontan. Wenn irgendetwas passiert, schnappe ich mir ein Mikro, ein Aufnahmegerät und los geht’s. Ich brauche niemanden für die Kamera, keine Tonassistenz. Die Menschen reagieren weniger verschreckt und oft ehrlicher, wenn sie wissen, dass man sie nicht sieht. Das Mikrofon ist in einem Gespräch schnell vergessen und auf einmal unterhält man sich einfach. Das Ergebnis kann bei guter journalistischer Arbeit sehr authentisch sein.

Radio ist fantasievoll. Wenn ich eine Umfrage über das schöne Wetter höre und im Hintergrund ein Springbrunnen plätschert, Kinderstimmen durch die Luft schwirren und aus der Ferne Straßenmusikanten zu hören sind, dann kann ich den Sommer sehen, riechen und fühlen. Wie er aussieht, sich anfühlt und riecht bleibt mir dabei aber selbst überlassen. Es bleibt viel Raum für innere Bilder und eigene Interpretation.

Auch wenn es etwas pathetisch klingt: es ist diese Echtheit und Offenheit, die Radio für mich attraktiv macht. Und nur zu schreiben ist mir einfach zu langweilig! 🙂

Jeldrik Geraedts

Kommentare geschlossen.